Welche Einstellung haben Thoraxchirurgen derzeit gegenüber Lungenmetastasenresektionen im Allgemeinen und extensiven Metastasenresektionen (Pneumonektomie, multiviszerale Resektion) im Besonderen?

Obwohl sublobäre und lobäre Resektionen anerkannte Therapien bei Lungenmetastasen sind, wird die Pneumonektomie als unangebracht und zu risikoreich für Patienten im Stadium IV angesehen. Nach einer Pneumonektomie ist das Überleben häufig durch eine eingeschränkte Ventilations- und Oxygenierungskapazität der Lunge gefährdet; die Lebensqualität des Patienten kann signifikant beeinträchtigt sein. Eine sorgfältige Untersuchung der zu erwartenden postoperativen Lungenfunktion ist unerlässlich; zudem sollte die geplante postoperative Einsekundenkapazität FEV1 (Forced Expiratory Volume in 1 second) nicht weniger als 1.000 ml betragen.

Anhand von 5.206 Patienten, die sich einer pulmonalen Metastasektomie unterzogen hatten und beim IRLM gemeldet worden waren, wurde eine wichtige Analyse der aktuellen Ergebnisse der Behandlung von Lungenmetastasen durch Pneumonektomie durchgeführt (Koong, et al. 1999). 133 Patienten (3%) unterzogen sich einer primären Pneumonektomie und 38 Patienten (1%) einer Restpneumonektomie. Die primäre Pneumonektomie wurde bei einem Drittel der Patienten aufgrund von Metastasen sarkomatöser Tumoren durchgeführt (n = 43). Die Indikationen waren zentrale Läsionen, z.B. proximale endobronchiale Metastasen. Bei 112 Patienten wurde eine vollständiger Resektion (R0) durchgeführt; diese Patienten wiesen eine operationsbedingte Mortalität von 4% auf und erreichten eine 5-JahresÜberlebensrate von 20%. Die 21 Patienten mit unvollständiger Resektion hatten dagegen eine operationsbedingte Mortalität von 19% (4/21), und die Mehrheit dieser Patienten lebte nach dem Eingriff nicht länger als zwei Jahre (p = 0,02).

Das Überleben wurde von der Vollständigkeit der Resektion bestimmt, und nicht von der Histologie des Primärtumors, der Anzahl der Metastasen, dem Lymphknotenstatus und dem krankheitsfreien Intervall. Von den 38 Patienten, die sich einer Restpneumonektomie unterzogen, wurden 35 aufgrund von rezidivierenden Metastasen und drei aufgrund von Residualmetastasen operiert; es handelte sich überwiegend um Patienten mit Sarkommetastasen (n = 28). Bei 82% wurde eine vollständige Resektion erreicht. Die operationsbedingte Mortalitätsrate betrug 3%, die 5-Jahres-Überlebensrate 30%. Die Studienautoren kamen zu dem Schluss, dass die – selten durchgeführte – Pneumonektomie bei Lungenmetastasen mit einer akzeptablen operationsbedingten Mortalität und einem akzeptablen langfristigen Überleben korreliert ist, sofern sie bei ausgewählten Patienten, bei denen eine vollständige Resektion erreicht werden kann, durchgeführt wird.

Eine mögliche zusätzliche Schwierigkeit einer Thoraxwandresektion – bei Metastasen der Thoraxwand selbst oder bei peripheren Lungenmetastasen, die die Thoraxwand infiltrieren oder während einer ineffektiven systemischen Chemotherapie ein aggressives Wachstum entwickeln, – liegt darin, dass die Thoraxwand mit allogenen Transplantaten (Gore-Tex™-Membranen, Prolene™-Meshes) rekonstruiert werden muss. Im Fall einer nachfolgenden Chemotherapie, die eine Neutropenie induziert, besteht bei Vorliegen nekrotischer Bereiche mit Serombildung ein erhöhtes Wundinfektionsrisiko.